Im zweijährigen Turnus bietet die OHG für ihre Eigenbestandsbesamerbetriebe ein Fortbildungsseminar an. Neben den beliebten praktischen Übungen zur Besamung an Präparaten sowie zum Spermahandling bzw. -auftauen wurde im Vortragsteil zunächst über Neuerungen aus dem Bereich der Zuchtwertschätzung informiert. Hier bildete die neue Zuchtwertschätzung auf Futtereffizienz sowie Ausblick auf den neuen RZRobot einen Schwerpunkt. Als externe Fachreferenten konnte Frau Dr. Andrea Fiedler zum Thema Klauengesundheit gewonnen werden. Frau Dr. Fiedler fühlte sich im Kreise der Eigenbestandsbesamer an den Beginn ihrer tierärztlichen Tätigkeit und dann nachfolgend die Wahl des Schwerpunktes zur Klauengesundheit zurückversetzt.

Sie berichtete, dass sie damals in der Tierarztpraxis immer wieder beobachtete, dass einzelne Tiere eine verkrampfte Haltung einnahmen und sie sich fortan sehr dafür interessiert hat, den Ursachen hierfür auf den Grund zu gehen. Sie schilderte in sehr anschaulicher Weise, welche Umweltfaktoren in den heutigen Stallsystemen die Klauen mehr belasten, als wenn die Tiere auf der Weide indirekt bei jedem Tritt eine Selbstreinigung der Klauen durchführen können. Sie rief die Teilnehmer dazu auf, möglichst regelmäßig und damit frühzeitig die Tiere im Stall zu beobachten, ob sie Anzeichen von Lahmheit zeigen, um rechtzeitig durch entsprechende Behandlung gegenzusteuern.

Die hohe wirtschaftliche Bedeutung jeder Klauenerkrankung von durchschnittlich 450 € Schaden pro Lahmheitsfall sollte Anlass genug sein, einen möglichst geringen Anteil von Tieren mit Lahmheitserscheinungen in Kauf zu nehmen, denn in einer 100er Kuhherde addiert sich sonst der Schaden schnell auf weit über 10.000 € pro Jahr. Ebenfalls im Blick behalten sollte man die Jungtiere, denn wenn Klauenprobleme dort nicht rechtzeitig behandelt werden, wirkt sich dies auf die weitere Entwicklung der Tiere aus und die Jungrinder schleppen im ungünstigsten Fall auch Erreger mit in die Kuhherde. Zur Kontrolle aller Tiere und insbesondere für die frühzeitige Erkennung von Ursachen für Lahmheit empfahl Frau Dr. Fiedler es nicht beim flüchtigen Blick vom Futtergang zu belassen, sondern sich regelmäßig – ggfs. unter Zuhilfenahme einer Taschenlampe – die Füße der Tiere im Fressgitter stehend genau anzusehen. Neben fütterungsbedingten Klauenerkrankungen (z. B. Rehe) lag ein Schwerpunkt ihres Vortrages auf guter Betriebshygiene und damit Vermeidung des stärkeren Auftretens von klinischen Mortellaro-Fällen. Auch hier gilt, dass bei rechtzeitiger Erkennung früher Stadien wie M1 und M2 noch bei < 2 cm man noch mit Sprays, die CU-/ZN-Chelate enthalten (z. B. Repiderma), gute Erfolge erzielt. Bei weiter fortgeschrittenen Stadien tendierte Frau Dr. Fiedler auch mehr zur gezielten Einzeltherapie (statt nur auf Klauenbad zu vertrauen) und gab wertvolle Tipps, welche Präparate und Anwendungsformen sich hier in der Praxis bewährt haben. Eine genaue Übersicht zu den einzelnen Mortellaro-Stadien und Behandlungsempfehlungen finden sie HIER (Quelle: Zeitschrift ELITE 3/2024).

Somit konnte jeder der anwesende Teilnehmer wertvolle Tipps nicht nur für die Besamung, sondern auch zur Verbesserung der Klauengesundheit mitnehmen.

Die Kollegen aus dem Spermalabor erläuterten wichtige Punkte zum Spermahandling bzw. -auftauen für eine erfolgreiche Besamung

Praktische Übungen am isolierten Uterus unter Anleitung der Stationstierärztinnen